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Release: 20.12.2024

SINGLE RELEASE INFORMATION

Sunday Bloody Sunday

U2-Cover

Es ist kein Geheimnis. Als ich am 20.August 1983 eher zufällig im Fernsehen in das 2. Loreley Rockpalast Open Air reingeschaltet habe, war es um mich geschehen. Warum? Es war das erste mal, dass ich bewusst U2 "live" erlebt habe, wenn auch nur im Fernsehen. Diese Energie, dieser ungewohnte, für mich völlig neue Sound hat mich sofort gepackt.

Ich konnte nicht ahnen, dass diese Band mich von nun an nachhaltig für weitere Jahrzehnte begeistern würde. Auch wenn mir die letzten Alben und Singles nicht mehr so viel gegeben haben: U2 waren und sind einer meiner wichtigsten Einflüsse.

Das alles ist inzwischen über 40 Jahre her. Und so mancher Song, der mir 1983 noch begeisterte, wurde in den kommenden Jahren irgendwie kaputt gespielt. Und so zucke ich noch heute zusammen, wenn ich die ersten Schlagzeugtakte von "Sunday Bloody Sunday" höre. Dieser Song wurde damals in der Musikbox rauf und runtergespielt (ich war schon immer eher im "Team Bad"). Und noch heute hoffe ich, dass mich auf Partys der DJ nicht erkennt, denn wenn er/sie es tut, kann ich ziemlich sicher sein: Er/sie wird mir einen Gefallen tun wollen und das bedeutet fast immer: Sunday Bloody Sunday ... 

Der Song war daher auch viele Jahre auf meiner "No Go-List". Bis ich irgendwann zuhause mal einen meiner gefürchteten Monologe gehalten habe: "Bono kann schon lange nicht mehr so hoch singen, die stimmen heute alles runter." Und dann hab ich mir, um den Beweis anzutreten, die Akustikgitarre geschnappt. Irgendwann landete der Kapodaster im 7. Bund und statt in h-Moll begann ich den Song in f#-Moll. Und auf einmal ...

... klang es ganz anders. Das charakteristische Schlagzeug, die typische ikonische Gitarre von The Edge: All das fehlte. Plötzlich stand diese sonst so wütend stampfende Sunday Bloody Sunday nackt vor mir. Geradezu hilflos. Irgendwie verletzlich. Nun, ich mochte, was ich hörte ... 

Einige Tage später habe ich dann eine erste Version aufgenommen. Nur mit einer E-Gitarre. Es folgten E-Bass und irgendwann hatte ich den E-Bow in der Hand und ich versuchte damit, den Sound von Krieg und Zerstörung einzufangen. Und es schien zu funktionieren: Obwohl ich den Song seiner rauen Energie beraubt hatte, wurde er plötzlich immer größer. Und dann hatte ich eine völlig bekloppte Idee ... 

Wie wäre es, wenn man das gerade live von Bono wie ein Mantra wiederholte "How long?" in verschiedenen Sprachen am Ende des Songs zu einer globalen Anklage machen würde? Ein kraftvolles "Hört auf mit der Scheiße"? 

Ich schrieb Freunde und befreundete Musiker an. Musiker wie Charlie Granberg oder Brian Roberts. Alle machten sofort mit. Und noch mehr: Eine Freundin teilte die Idee mit anderen Freunden aus anderen Ländern. Und plötzlich hatte ich das "How long" in unzähligen Sprachen: Deutsch, Englisch, Niederländisch, Griechisch, Portugiesisch, serbokroatisch, Schwedisch, Arabisch ... 

Alles war da. Ich musste nur noch den perfekten Mix finden. Und dann war da ja noch die Frage: Darf ich das überhaupt veröffentlichen? Ich zweifelte ... 

Der Song verschwand in meiner digitalen Schublade. Live habe ich den Song dagegen immer häufiger ins Programm genommen.

Bei der Arbeit zu meinem neuen Album dachte ich im Sommer eines Abends: Jetzt nimmst du ihn dir noch mal vor. Ein letztes Mal. Entweder es klappt, oder er möge für immer schweigen. Wie ihr jetzt hören könnt: Es hat geklappt. Nun bin ich mit meiner Interpretation zufrieden. 

Und da ist sie nun: Eine meiner seltenen Coverversionen eines bekannten Songs. Als Single. Nackt. Reduziert. Und vielleicht aktueller denn je. 

Denn wie 1983 denke ich auch 2024 immer häufiger: "I can't believe the news today. I can't close my eyes and make it go away." 

Sunday Bloody Sunday ist zeitlos. Zum Glück. Und leider. Es ist einer dieser Songs, von dem man sagt: "Ich wünschte, ich müsste den nie wieder spielen." 

Vielleicht ist "Sunday Bloody Sunday" ja doch irgendwann nur noch eine Erinnerung an Zeiten, in denen die Menschen sich immer wieder in gewalttätige Auseinandersetzugen, in Kriege verstrickt haben. Vielleicht gibt es ihn ja doch irgendwann, den Weltfrieden. 

Und bis dahin möge uns "Sunday Bloody Sunday" Kraft geben und Trost spenden. Und er möge unserer Wut einen gewaltfreien Weg eröffnen, um mit ihr einigermaßen klar zu kommen."

How long? Ich weiß es nicht.